Erdpigmente

Erdpigmente wurden in der indigenen Kunst von Alters her in der Felsmalerei und in den vergangenen Jahrhunderten in der Rindenmalerei eingesetzt, wie sie auch heute noch in Arnhem Land praktiziert wird.

Früher wurden bei den Erdpigmentarbeiten ausschließlich vier Farben verwendet: gelber und roter bzw. rotbrauner Ocker, Weiß aus Mawundu (Pfeifenton) und Schwarz aus Holzkohle, die durch das Verbrennen einheimischer Holzarten gewonnen wird. Die Künstler stellen ihre Farben selbst her. Die Pigmente werden zunächst in einem großen Mörser zerstoßen und durch unterschiedlich feine Siebe gepresst, um verschiedene Feinheitsgrade des Puders zu gewinnen. Nach der Weiterverarbeitung erreichen sie damit entweder einen sehr dünnen, durchscheinenden Farbauftrag auf der Leinwand oder eine pastose Farbschicht von ausgeprägter Haptik.

An der Vergrößerung des nebenstehenden Ausschnitts eines Bildes von Churchill Cann (Yoonany) wird deutlich, dass die Künstler unterschiedlich fein zerstoßene Erden verwenden und damit dem Farbauftrag völlig unterschiedliche Texturen zuweisen.

Nach dem Zerstoßen der Pigmente im Mörser und dem Sieben werden sie mit Wasser und den auch in der westlichen Malerei üblichen Bindern versetzt. Vor dem Zugang zu westlichen Materialien wurden die Pigmente mit dem Saft von bestimmten Pflanzen gebunden. Mitunter fügten die Künstler den Farben Blut hinzu, um ihre Farbtiefe zu erhöhen.

Die Künstler aus Warmun, einem kleinen Ort in den Kimberley im Nordwesten Australiens erweitern die Farbpalette der früher unvermischt verwendeten vier Grundfarben durch Mischungen mit Mawundu (Pfeifenton) um Grau- und unterschiedliche Rottöne zu erhalten. Die sehr begehrten Rottöne werden manchmal Künstlern in anderen Orten verkauft.

Mawundu (Pfeifenton) weist beim Ausgraben eine graue äußere Schicht auf, die nach dem Abreiben ein strahlendes Weiß zum Vorschein bringt. Er ist ein sehr feines Pigment, das bei der Bemalung des Gesichts und des Körpers für religiöse Zeremonien eine große Rolle spielt.